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FLUCHT INS DUNKEL

September 1914: Die deutschen Truppen befinden sich im Vormarsch auf Paris. Die Soldaten Dr. Gildemeister und Engelbrecht, die sich kurz vor Senlis treffen, haben vor dem Krieg zusammen in den Forschungsabteilung der Wrede-Werke gearbeitet. Der Chemiker Dr. Gildemeister leitete das Labor und arbeite zudem bei Kriegsausbruch für die Firma Laroche, einem Lizenznehmer von Wrede, im französischen Senlis. Während dieser Zeit entdeckte er eine Aluminiumlegierung mit der Zerreißfestigkeit von Stahl, doch muss er seine Forschungsergebnisse wegen des Kriegsausbruches zurücklassen. Als ihre Offensive wenige Kilometer vor Senlis abgebrochen wird, will Gildemeister sich alleine durchkämpfen, um die Forschungsergebnisse zu holen. Doch bei dem Versuch gerät er in Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Krieg kehrt Engelbrecht an seinen alten Arbeitsplatz in Deutschland zurück und muss feststellen, dass der vergnügungssüchtige Sohn des verstorbenen Wrede die Firma ans Ausland verkaufen will. Zusammen mit dessen Schwester Barbara schafft es Engelbrecht, selbst Fabrikbesitzer zu werden und die wichtigen Forschungen voranzutreiben. Zwischen Barbara, die vor Kriegsausbruch mit Gildermeister zusammen war, und Engelbrecht bahnt sich eine Liebesgeschichte an. Als Gildemeister die Flucht nach Deutschland gelingt und plötzlich wieder in der Firma auftaucht, hält er Engelbrecht zunächst für einen Betrüger, der ihm Geld, Forschungen und Frau gestohlen hat. Doch Engelbrecht überträgt Gildemeister sofort die Firma, gemeinsam betreiben sie ihr bedeutendes Forschungsprojekt weiter und auch Barbara entscheidet sich für ihren tot geglaubten Geliebten.

FLUCHT INS DUNKEL ist ein Propagandafilm von Arthur Maria Rabenalt aus dem Jahr 1939, der zur Zeit der gleichgeschalteten Filmindustrie des Dritten Reichs entstanden ist. „Flucht ins Dunkel“ bedeutet im Kontext des Films die Flucht aus der französischen Kriegsgefangenschaft in eine ungewisse Zukunft, ins Deutschland der Weimarer Republik. Die Nationalsozialisten griffen in ihren Filmproduktionen oft auf den Ersten Weltkrieg und seine Folgen durch den Versailler Vertrag sowie die politischen Umbrüche danach zurück. Dabei inszenierte die NS-Propaganda Deutschland als Opfer fremder Mächte und die demokratische Regierung der Weimarer Republik als unfähig, mit den Folgen des verlorenen Krieges umzugehen. So wird auch in FLUCHT INS DUNKEL die Gesellschaft 1919 als chaotisch und vergnügungssüchtig dargestellt. Diese verfälschende Wiedergabe der Realität sollte dem deutschen Publikum einreden, dass die Machtergreifung Hitlers notwendig gewesen sei, um die Bevölkerung aus ihrem „Elend“ zu befreien. Außerdem sollte die eigene politische, ideologische und militärische Aggression als Notwehrhandlung gegen die Folgen des Versailler Vertrages gerechtfertigt werden.

Da sich Hauptdarsteller Joachim Gottschalk nicht von seiner jüdischen Frau Meta trennen wollte, lebte die Familie während des Dritten Reichs unter ständiger Angst. Als Meta und ihr Sohn nach Theresienstadt deportiert werden sollten und Gottschalks Bitte, zusammen mit seiner Familie deportiert zu werden, abgelehnt wurde – sah das Ehepaar keinen anderen Ausweg mehr und beging mit ihrem Sohn am 6. November 1941 Suizid.

Foto oben: DFF-Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Mi 6.11. 20.15
Kinoseminar: Filmpropaganda
FLUCHT INS DUNKEL
Regie: Arthur Maria Rabenalt, DE 1939, 85 min, 35mm, mit Ernst von Klipstein, Joachim Gottschalk, Hertha Feiler

Einführung und Filmbesprechung: Horst Walther, MA (Institut für Kino und Filmkultur), Seminarteilnahme ab 14 Jahren

Sondereintritt: 8€/7€ ermäßigt


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