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Film

DER MÜDE TOD - Zum Film und der Restaurierung

DER MÜDE TOD - Zum Film und der Restaurierung

  • In den Farben der Stummfilmzeit eingefärbt: die neue Fassung von 2016 In den Farben der Stummfilmzeit eingefärbt: die neue Fassung von 2016
  • Rahmenhandlung: das Liebespaar (Färbung: orange Virage und braune Tonung) Rahmenhandlung: das Liebespaar (Färbung: orange Virage und braune Tonung)
  • Wiederentdeckter Zwischentitel der Orientalische Episode:  Die Geschichte des ersten Lichtes (Färbung: grüne Virage) Wiederentdeckter Zwischentitel der Orientalische Episode: Die Geschichte des ersten Lichtes (Färbung: grüne Virage)
  • Der Palast in der orientalischen Episode (Färbung: gelbe Virage) Der Palast in der orientalischen Episode (Färbung: gelbe Virage)
  • Orientalische Episode: Palast des Kalifen, Ramadan (Färbung: hellrote Virage) Orientalische Episode: Palast des Kalifen, Ramadan (Färbung: hellrote Virage)
  • Orientalische Episode: Kalifenschwester Zobeide und der zum Tode verurteilte Geliebte (Färbung: blaue Virage) Orientalische Episode: Kalifenschwester Zobeide und der zum Tode verurteilte Geliebte (Färbung: blaue Virage)
  • Chinesische Episode Chinesische Episode
  • Chinesische Episode Chinesische Episode
  • Chinesische Episode Chinesische Episode
  • Rahmenhandlung: Der Tod (Bernhard Goetzke), das Mädchen (Lil Dagover) und ihr Geliebter (Walter Janssen) Rahmenhandlung: Der Tod (Bernhard Goetzke), das Mädchen (Lil Dagover) und ihr Geliebter (Walter Janssen)
  • Rahmenhandlung Trickaufnahme (Doppelbelichtung): Der Tod, das Mädchen und ihr Geliebter Rahmenhandlung Trickaufnahme (Doppelbelichtung): Der Tod, das Mädchen und ihr Geliebter
  • Hinter der hohen Mauer liegt das Reich des Todes (Bernhard Goetzke) / Färbung: orange Virage und braune Tonung Hinter der hohen Mauer liegt das Reich des Todes (Bernhard Goetzke) / Färbung: orange Virage und braune Tonung
  • Produzent Erich Pommer (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF) Produzent Erich Pommer (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF)
  • Regisseur Fritz Lang (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF) Regisseur Fritz Lang (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF)
  • "Der Tod": Bernhard Goetzke (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF) "Der Tod": Bernhard Goetzke (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF)
  • Venezianische  Episode Venezianische Episode
  • Venezianische  Episode Venezianische Episode
  • Venezianische Episode Venezianische Episode
  • "Das Mädchen": Lil Dagover (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF) "Das Mädchen": Lil Dagover (Foto: Deutsches Filminstitut - DIF)
  • Das Liebespaar (Lil Dagover und Walter Janssen) und der Zauberer (Paul Biensfeldt) in der chinesischen Episoderosa Virage) Das Liebespaar (Lil Dagover und Walter Janssen) und der Zauberer (Paul Biensfeldt) in der chinesischen Episoderosa Virage)
  • Friedhof bei Nacht: Das Mädchen sucht ihren Verlobten. (Färbung: grün-blaue Virage) Friedhof bei Nacht: Das Mädchen sucht ihren Verlobten. (Färbung: grün-blaue Virage)
  • Der Tod (Bernhard Goetzke) und das Mädchen (Lil Dagover) im Totenreich (Färbung: gelbe Virage und blauer Tonung) Der Tod (Bernhard Goetzke) und das Mädchen (Lil Dagover) im Totenreich (Färbung: gelbe Virage und blauer Tonung)
  • Premiere am 12. Februar im Friedrichstadtpalast Premiere am 12. Februar im Friedrichstadtpalast
  • Freude bei den Partnern und Beteiligten über das herausragende Projkete Freude bei den Partnern und Beteiligten über das herausragende Projkete
  • Neue Filmmusik: Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Dirigent Frank Strobel Neue Filmmusik: Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Dirigent Frank Strobel
  • Rede von Vorstand Ernst Szebedits  Rede von Vorstand Ernst Szebedits

Die zentralen Themen von Langs poetischem Werk DER MÜDE TOD sind Liebe und Tod, Schicksal und Opfertum. Eine junge Frau (Lil Dagover) verliert ihren Geliebten an den Tod und will ihn um jeden Preis zurück. Der Tod, allegorisch in der Gestalt eines hageren Mannes (Bernhard Goetzke), verweilt hinter hohen Mauern, wohin nur Verstorbene Zutritt haben. Die Verzweifelte bittet den Tod um das Leben ihres verstorbenen Geliebten. Er führt sie in einen Raum voller Kerzen. Es sind die Lebenslichter der Menschen, die dort brennen und verlöschen, sobald ein Leben zu Ende geht. Drei sind schon weit heruntergebrannt, und wenn es ihr gelingt, nur eines vor dem Verlöschen zu bewahren, erhält sie ihren Geliebten zurück. In drei visionären Episoden - sie spielen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten im Orient, im Italien der Renaissance und im kaiserlichen China - erlebt sie das Schicksal und Scheitern ihrer Liebe. Noch einmal gibt der Tod ihr eine Chance, wenn sie für das Leben des Geliebten ein anderes erhält. Doch auch das gelingt ihr nicht. Erst als sie sich selbst opfert - sie rettet ein Kind aus den Flammen - werden die Liebenden im Tod vereint.

Langs Meisterwerk zeichnet sich vor allem durch seine außergewöhnliche Bildsprache aus. Das expressionistische Spiel mit tiefen, undurchdringlichen Schatten spiegelt das Sujet des Films, die geisterhafte Totenwelt, wieder. Die Handlung wird geradezu ins Architektonische übersetzt: Winzige Figuren vor den bildfüllenden Mauern des Totenreichs verdeutlichen auf der visuellen Ebene die Unausweichlichkeit des Schicksals. Fritz Lang arbeitete schon damals mit bedeutenden Partnern. Für die Bauten zeichneten u.a. die Filmarchitekten Walter Röhrig und Hermann Warm verantwortlich, die bereits das Szenenbild des CABINET DES DR. CALIGARI (D 1919, Regie: Robert Wiene) umsetzten. Lang beschäftigte drei Kameramänner beim Dreh, dabei arbeitet er auch zum ersten Mal mit Fritz Arno Wagner zusammen, dem er lange die Treue halten sollte. „Die Kamera fängt eine Studiowelt ein, die erfunden und völlig künstlich ist, durchstilisiert von den Bühnenbauten zu den Kostümen, von den Kulissen zu den Requisiten, von der Lichtgestaltung zur Kameraführung.“ (Anton Kaes) Eindrucksvoll ist die stilistische Vielfalt der durch die Rahmenhandlung zusammengehaltenen Episoden in Orient, Italien der Renaissance und China. Zwar erzählen alle drei Episoden dasselbe Thema, dennoch setzte Lang sie mit allen Mitteln – Dekor, Licht, Bewegung und Maske – ganz unterschiedlich in Szene. Zahlreiche Schauwerte und aufwendige Spezialeffekte schufen eine märchenhafte und zugleich abenteuerliche Atmosphäre, wie man sie schon aus Langs DIE SPINNEN (D 1919/20) kannte. Trotz der bedeutungsschwangeren Handlung lebt der Film besonders von seiner symbolischen Bildsprache.

DER MÜDE TOD ist allerdings nicht nur eine volksliedhafte Parabel über die Liebe, die stärker ist als der Tod, sondern auch ein Vexierbild auf die damalige Zeit. Der Expressionismus wird oftmals mit der Flucht des Künstlers vor den realen Problemen in Verbindung gebracht. So lassen sich die Schicksalsmotive und die „Müdigkeit“ des Todes auch als Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse des Ersten Weltkriegs mit seinen unzähligen Todesopfern deuten.

Der Film feierte international große Erfolge und bedeutete für den gerade einmal 31-jährigen Fritz Lang den Aufstieg in die erste Reihe der deutschen Filmregisseure.

Die Murnau-Stiftung digitalisiert derzeit die besten verfügbaren Quellen, um den Film in Zukunft in angemessener Form auswerten zu können. Aufgrund der schwierigen Materiallage war eine derartige Auswertung bislang nicht möglich und dies obwohl der Film zu den meist angefragten Titeln aus dem Bestand der FWMS gehört. Durch die aktuelle Digitalisierung und Restaurierung wird der Film endlich in hochauflösender Form (2K) vorliegen.

Der zu den Klassikern der deutschen Filmgeschichte zählende Titel ist auch in der Liste der filmhistorisch wertvollen und förderungswürdigen Filme des Deutschen Kinematheksverbunds enthalten.

Anke Wilkening
Restauratorin der Murnau-Stiftung