In neuem Glanz: DIE GOLDENE STADT erstrahlt wieder auf der Leinwand
Die digitale Restaurierung wurde ermöglicht durch das FFE - Förderprogramm Filmerbe, finanziert durch BKM, Länder und FFA und die Unterstützung des Fördervereins „Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V.“
Am 12. November 2022 um 14.00 Uhr
fand die Premiere der digital restaurierten Fassung im Rahmen des Cinefest Hamburg statt mit Einführung durch Restaurator Luciano Palumbo.
Das Agfacolor-Filmwerk ist der zweite deutsche abendfüllende Farbspielfilm, der im November 1942 in Berlin uraufgeführt wurde und mit 31 Millionen Kinobesuchern einer der erfolgreichsten Filme seiner Zeit war – ausgezeichnet mit dem internationalen Filmkammerpreis bei den Filmfestspielen in Venedig.
Trotz oder vielleicht eher wegen der Kassenerfolge, die der Film auch im Ausland erlebte, besteht die Materialüberlieferung heute aus abgenutzten, zum Teil unvollständigen beziehungsweise farbzersetzten Filmmaterialien, die in der Nachkriegszeit hergestellt wurden.
Inhalt
Veit Harlans Melodram DIE GOLDENE STADT erzählt die Geschichte des Bauernmädchens Anna, genannt Anuschka. Sie lebt mit ihrem Vater auf einem Gut an der Moldau, ihre Mutter hat sich einst im Moor ertränkt. Anna soll den Knecht Thomas heiraten und auf dem Hof bleiben, träumt jedoch von der »goldenen« Großstadt, aus der ihre Mutter stammt. Tatsächlich reist sie nach Prag und trifft dort ihren tschechischen Vetter Toni, von dem sie prompt verführt und geschwängert wird. Er hat es allein auf den Familienbesitz abgesehen und verlässt sie, als ihr Vater sie des Treuebruchs wegen enterbt. Auch eine reuige Heimkehr auf den Hof bleibt der enttäuschten und verzweifelten Anna verwehrt, da ihr Vater sich neu verheiratet hat. So folgt sie ihrer Mutter ins Moor. (cinefest.de)
Hintergrund
Für den Veit-Harlan-Farbspielfilm DIE GOLDENE STADT wurden zwei voneinander abweichende Kameranegative auf Agfacolor-Filmmaterial hergestellt. Das Negativ des Inland-Verleihs wurde in der Nachkriegszeit im Staatlichen Filmarchiv der DDR verwahrt, während das Exportmaterial in der BRD überliefert und dort inhaltlich gekürzt und neu veröffentlicht wurde. Beide Originalnegative gelten heute als verschollen.
Kurz vor der Premiere forderte der NS-Minister für Propaganda Joseph Goebbels eine Änderung des Filmschlusses mit der Begründung, dass Harlans Fassung zu positiv sei. Das bereits abgedrehte Material wurde durch eine nachgedrehte sechsminütige Sequenz ersetzt.
Das unverwendete Schnittmaterial der ersten Fassung ist im Bestand des Bundesarchiv-Filmarchivs als stummes Bild-Duplikat überliefert.
Bearbeitung
Von den vier unterschiedlichen Bildquellen, die der Restaurierung zugrunde lagen, gehörten drei zum Bestand des ehemaligen Staatlichen Filmarchivs der DDR, die vierte der Library of Congress in Washington. Nur durch die Kombination der verschiedenen Filmelemente konnte die Uraufführungsfassung der Inland-Version des Films vollständig rekonstruiert werden.
Dieses wurde im Rahmen der Restaurierung ebenso in 4K gescannt, um Harlans ursprüngliche Fassung des Films nachzuvollziehen. Alle Materialien wurden bei Pharos München in 4K gescannt und bearbeitet. Die Farbrekonstruktion erfolgte ohne Referenz und basierte auf anderen zeitgenössischen Agfacolor-Produktionen.
Die Dialoge wurden mit Hilfe eines Lippenlesers weitestgehend rekonstruiert und sind im Film durch Untertitel wiedergeben.