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In Memorian Hardy Krüger

19.01.2022 -  Am 19. Januar 2022 ist der Schauspieler und Schriftsteller Hardy Krüger im Alter von 93 Jahren im kalifornischen Palm Springs gestorben. Krüger wirkte in über 60 Kino- und Fernsehfilmen mit und war einer der wenigen deutschen Schauspieler, dem der erfolgreiche Sprung nach Hollywood gelang.

Geboren als Eberhard Krüger am 12. April 1928 in Berlin, kam er 1941 auf das NS-Elite-Internat Adolf-Hitler-Schule auf Burg Sonthofen. Regisseur Alfred Weidenmann entdeckte ihn dort für den nationalsozialistischen Propaganda- und Jugendfilm JUNGE ADLER (1944) für eine Nebenrolle als Lehrling „Bäumchen“. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wurde der 16-Jährige in die Waffen-SS-Division „Nibelungen“ eingezogen, verweigerte am Donaubogen einen Schießbefehl, entkam nur knapp dem Tod und geriet kurzzeitig in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Geprägt von diesen traumatischen Erfahrungen engagierte sich Krüger zeitlebens gegen Rechtsextremismus und unterstützte Präventions- und Aussteigerprogramme.

Krügers eigentliche Filmkarriere begann 1949 mit der Liebeskomödie DIESE NACHT VERGESS ICH NIE. In Deutschland längst ein Star und Frauenschwarm, gelang ihm der internationale Durchbruch 1957 als Oberleutnant Franz von Werra in dem ambitionierten britischen Kriegs- und Abenteuerfilm THE ONE THAT GOT AWAY. Ende der 1960er Jahre machte er seine Abenteuerlust und Reiseleidenschaft zum Beruf und brachte als „Weltenbummler“ dem deutschen Fernsehpublikum weitentfernte Länder in die heimischen Wohnzimmer.
Unter der Regie von Helmut Käutner war er sowohl in dem Kriegsschwank DIE GANS VON SEDAN in seiner Paraderolle als „tapferer, positiver, aber unpolitischer“ Soldaten zu sehen, als auch in der Hamlet-Modernisierung DER REST IST SCHWEIGEN als Unternehmersohn John H. Claudius in einer herausragenden Charakterrolle.

Die Stiftung ist in der glücklichen Lage, das komplette deutsche Frühwerk Helmut Käutners bis 1945 sowie einige Titel bis in die frühen 1960er zu ihrem Bestand zählen zu dürfen. Hierzu gehört auch die deutsch-französische Koproduktion DIE GANS VON SEDAN, die 1959 in die Kinos kam.

Die amüsante Militärposse spielt während des deutsch-französischen Kriegs 1870. Der deutsche Soldat Fritz und der Franzose Léon vertauschen versehentlich ihre Uniformen, lösen damit eine Reihe turbulenter Verwicklungen aus und schließen eine Freundschaft, die Ländergrenzen und Kriegstreibereien überwindet. In den Hauptrollen sind der damals 31-jährige Hardy Krüger und der Franzose Jean Richard zu sehen. Den Stoff für diesen um Völkerverständigung werbenden und an Originalschauplätzen in der Nähe von Paris gedrehten Farbfilm lieferte der Roman „Un dimanche au Champs d’Honneur“ von Jean L’Hôte, einem Co-Autor des französischen Komikers Jacques Tati.

Mit Hilfe des FFE – Förderprogramm Filmerbe konnte die Stiftung den Film 2020/21 digital restaurieren. Grundlage für die 4K-Restaurierung war das originale Bild- und Tonnegativ der deutschen Fassung des Films aus dem eigenen Bestand. Die Untertitel, die die französischen Dialoge ins Deutsche übersetzen, wurden von einem zeitgenössischen Interpositiv übernommen, das als Arbeitsmaterial während der Filmproduktion hergestellt wurde.

Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022 wird der Film auf DVD und Blu-ray erscheinen.

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