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Film

Modellprojekt „Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“ in Wiesbaden zieht positive Bilanz

Wiesbaden (26. Juni 2017) – Mit der Kinokomödie ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND und Schauspieler Aykut Kayacik als Gast des Filmgesprächs endet das Modellprojekt „Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“ am Montag, 26. Juni 2017 in Wiesbaden. Nach zehn Veranstaltungen und Filmen im Murnau-Filmtheater seit September 2016 ziehen die Projektpartner eine überaus positive Bilanz.     

„Wir sind mit den SchülerInnen über ein Jahr hinweg einen gemeinsamen Weg der Kommunikation gegangen: Wir haben uns Jugendfilme angeschaut, um über die Geschichten, die Filmfiguren und deren Lebenswelten miteinander zu reden. Diskutiert wurde im großen Plenum im Kinosaal als auch in kleinen, zuweilen geschlechtshomogenen Gruppen. Die unterschiedlichen Identitätskonzepte der Filmfiguren eröffneten den jungen Flüchtlingen Transfers in die eigene Lebenswelt und evozierten zum Beispiel intensive Gespräche über eigenen Erfahrungen mit Rassismus in Wiesbaden. Insbesondere der Austausch über traditionelle und moderne Rollenmuster bedeutete ein gegenseitiges Kennenlernen von der eigenen Kindheit und Jugendzeit. Filmbildung bedeutet in diesem Projekt ganzheitliche Bildung, die den Abgleich mit der eigenen Lebenswelt als Flüchtling in Deutschland nahelegt; emotional, sinnlich und intellektuell“, so die Initiatorinnen Birgit Goehlnich, Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, GmbH und Rita Thies, Kulturmanagement, Kultur- und Schuldezernentin a.D.

„Beruflichen Schulen leisten einen wichtigen Beitrag bei der Integration von jugendlichen Flüchtlingen. In den InteA-Klassen erhalten die Schülerinnen und Schüler intensiven Deutschunterricht und werden auf einen Schulabschluss vorbereitet, der ihnen eine berufliche Ausbildung oder eine höhere schulische Bildung ermöglicht. Als Ergänzung des Unterrichtsprogrammes stärkt das Modellprojekt ‚Lernort Kino‘ den ganzheitlichen Ansatz,“ so Peter Bingel, Vorsitzender des Vereins MIK – Netzwerkarbeit im Berufsschulzentrum Wiesbaden e.V.     

„Filme ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zu den geflüchteten Jugendlichen. Im Rahmen der moderierten Gruppendiskussionen ist es gelungen, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Sie nutzten die Möglichkeit, entweder über die Inhalte der Filme zu sprechen oder aber – selbstbestimmt – einen lebensweltlichen Bezug zu eigenen Erfahrungen herzustellen. Auf diese Weise wurde deutlich, was die Jugendlichen bewegt, welche Erfahrungen sie zum Beispiel im Bildungssystem machen und welche Erwartungen und Sorgen sie haben “ so Prof. Dr. Tanja Grendel und Prof. Dr. Heidrun Schulze von der Hochschule RheinMain, die das Projekt wissenschaftlich begleiteten. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit analysierten sie die Transkripte der Gruppendiskussionen. Filmisch begleitet wurde das Projekt von Prof. Marc Reisner.    

„Wiesbaden unternimmt vielfältige Anstrengungen für eine schnelle und gute Integration der Flüchtlinge. Das Kooperationsprojekt zwischen Berufsschulen, der Hochschule RheinMain und Filmeinrichtungen hat die Stadt daher gerne unterstützt. Mit dem Ergebnis können wir mehr als zufrieden sein“, so der stellvertretende Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk.    

„Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung setzt mit ihrem Programm des hauseigenen Murnau-Filmtheaters auf engagiertes Kino. Daher hat das Murnau-Team gerne bei diesem Projekt mitgemacht, das sich für die Integration von jungen Flüchtlingen einsetzt“, so Ernst Szebedits, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.

Über das Projekt    
In dem Modellprojekt „Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“ sahen die Teilnehmenden ab September 2016 einmal im Monat ausgewählte Filme und diskutierten über Themen wie Demokratie, Toleranz und Geschlechterrollen. Die Jugendlichen kommen aus InteA-Klassen (Integration durch Abschluss) der Schulze-Delitzsch-Schule, der Friedrich-List-Schule und der Kerschensteiner Schule.     

Projektträger ist der gemeinsame Verein der Wiesbadener Beruflichen Schulen (MIK – Netzwerkarbeit im Berufsschulzentrum Wiesbaden e.V.) in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft – FSK, der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und der Hochschule RheinMain. Gefördert wurde das Projekt aus dem Sonderetat „Kultur von, für und mit Flüchtlingen“ vom Kulturamt und dem Amt für Zuwanderung und Integration der Landeshauptstadt Wiesbaden. Schirmherr ist Jo Dreiseitel, Staatssekretär und Bevollmächtigter für Integration und Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales.

Initiiert wurde das Projekt von Rita Thies (Kulturmanagement, Oberstufenlehrerin und Kultur- und Schuldezernentin a.D.) und Birgit Goehlnich (Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft GmbH), die auch für die Durchführung verantwortlich zeichneten.    

Der Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain (Wiesbaden) begleitete das Projekt wissenschaftlich. Beteiligt waren Prof. Dr. phil. Tanja Grendel, Soziale Arbeit in Bildungs- und Sozialisationsprozessen, Prof. Dr. phil. Heidrun Schulze, Einzelfallanalyse und Professor Dr. Marc Reisner, Medien- und Kulturanalyse mit ihren MitarbeiterInnen. Diese wissenschaftliche Arbeit wurde unterstützt mit Mitteln aus dem Sonderetat „Kultur von, für und mit Flüchtlingen“ von Kulturamt und Amt für Zuwanderung und Integration der Landeshauptstadt Wiesbaden.    

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Fotos: Horst Martin

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