Wiesbadener Premiere der digital restaurierten Fassung der Murnau-Stiftung: Um ihrer kranken besten Freundin unter die Arme zu greifen, beginnt das Modell Mascotte bei einem rauschenden Fest der Pariser Künstlerszene alles, was nicht niet- und nagelfest ist zu versteigern – auch sich selbst. Der Käufer ist der junge Schriftsteller Jean Dardier, der gerade versucht, seinen Schmerz über die Untreue seiner Ehefrau zu vergessen. Als Mascotte ihren „Dienst“ bei Dardier antritt, erfährt sie von seiner unglücklichen Ehe und heckt einen Plan aus, damit die Eheleute sich versöhnen. Doch dann verliebt sie sich selbst in den Schriftsteller…
Die Titelrolle in ADIEU MASCOTTE verkörperte Lilian Harvey, die damit wenige Jahre nach ihrem schauspielerischen Durchbruch einen ihrer ersten Ufa-Filme drehte. Hier noch ihren Filmpartner Willy Fritsch, mit dem sie später das Traumpaar des deutschen Kinos bildete.
ADIEU MASCOTTE entstand von Januar bis März 1929 in den Filmateliers der Ufa Neubabelsberg, der Ufa Berlin-Tempelhof und in Staaken. Die Außenaufnahmen wurden in Paris und Nizza angefertigt. Obwohl bereits im März abgedreht, wurde die Komödie erst am 2. August 1929 uraufgeführt.
Der „innerlich verlogene und Gefühle des Widerwillens erweckende Bildstreifen“ könne aufgrund seiner „entsittlichenden Wirkung“ nicht zugelassen werden, so die Filmprüfstelle. Die Ausgangsszene der Versteigerung sei geeignet, den gesamten Inhalt des Films zu vergiften. Hinzu kämen die legere Auffassung von der Bedeutung und dem Wesen der Ehe sowie die Bagatellisierung von Scheidung und Wiederverheiratung.
Gramm Art Project
Besetzung:
Julian Gramm (Gitarre)
Thomas Bugert (Kontrabass)
Die faszinierende Kombination aus Livemusik und bewegtem Bild verzaubert das Publikum auch ein Jahrhundert nach der Blütezeit dieses Genres. Das Gramm Art Project kombiniert bei seinen Stummfilmkonzerten historische Kinofilme mit moderner, jazzig-avantgardistischer Klanggestaltung, das resultierende Gesamterlebnis beeindruckt die Zuschauer auf eine gänzlich neue und einmalige Art und Weise. Gleichermaßen Liebhaber des klassischen Lichtspiels als auch Jazzfans kommen hier auf ihre Kosten, die Inszenierungen sind jedoch so zeitlos, dass alle, ob jung oder alt, aus dem Staunen nicht herauskommen, wenn die visuellen und auditiven Reize zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk verschmelzen. Auf Grund des Wechsels zwischen eigens komponierter Filmmusik und improvisierten Szenen bleiben die Vorführungen auch bei mehrmaligem Betrachten stets fesselnd und abwechslungsreich.
Seit 2017 begleiten die Profimusiker des Gramm Art Projects klassische Stummfilme und setzen diese jazzig modern in Szene. Der Stummfilmgitarrist Julian Gramm legt mit seinem Gramm Art Project einen Schwerpunkt auf das Weimarer Kino und beeindruckt sein Publikum auch einhundert Jahre nach der Blütezeit des expressionistischen Films mit eigens komponierter Musik in Verbindung mit genretypisch freier Improvisation. Jeder Abend wird zum einmaligen Erlebnis, mäandriert zwischen historischer Filmkunst, Livemusik und Gänsehautfeeling. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Website.
Mit freundlicher Unterstützung von Hessen Film & Medien.
Foto: Quelle - Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Stummfilmerbe – neu aufgelegt
ADIEU MASCOTTE
Regie: Wilhelm Thiele, DE 1929, 93 min, DCP mit Live-Musik vom Gramm Art Project, DF, FSK: ungeprüft, mit Lilian Harvey, Igo Sym, Harry Halm
Einführung: Filmrestauratorin Miranda Reason, Eintritt: 12€/11€ ermäßigt