Erich Pommer (1889-1966) war einer der kommerziell erfolgreichsten Produzenten des Weimarer Kinos. Zum 135. Geburtstag des Erfolgsproduzenten zeigen wir in den kommenden Monaten große Klassiker, aber auch weniger bekannte Produktionen der frühen Filmgeschichte.
Filme im September:
MICHAEL erzählt eine Dreiecksgeschichte zwischen einem gefeierten Künstler, seinem Schüler und einer Fürstin. Regisseur Carl Theodor Dreyer verbindet psychologische mit sozialen Aspekten, indem er den Generationenkonflikt zwischen seinem Protagonisten Zoret und dessen Muse Michael mit dem Niedergang aristokratischer Lebensweise kontrastiert.
Die Uraufführung fand am 26. September 1924 im U.T. Kurfürstendamm in Berlin statt. 100 Jahre nach der Premiere präsentieren wir MICHAEL in der restaurierten und digitalisierten Fassung der Murnau-Stiftung.
In ICH BEI TAG UND DU BEI NACHT mit Käthe von Nagy und Willy Fritsch geht es um ein zweifach vermietetes Zimmer und die Irrungen und Wirrungen zwei junger Großstädter*innen. Die Liebeskomödie ist ein Beispiel für den herausragenden deutschen Musikfilm – auch als Tonfilmoperette bekannt – zum Beginn der Tonfilmzeit. Neben dem Komponisten Werner Richard Heymann wird der Film von weiteren bedeutenden Exilanten geprägt: Regisseur Ludwig Berger, Drehbuchautor Robert Liebmann und Produzent Erich Pommer.
Am 8. September läuft ICH BEI TAG UND DU BEI NACHT im Rahmen des deutschlandweiten Kinofests zum Sondereintrittspreis von nur 5€!
Ein bis heute berühmter und populärer Klassiker des Genres der Tonfilmoperette ist Wilhelm Thieles DIE DREI VON DER TANKSTELLE. Die eskapistische Komödie um drei Freunde, die sich während der Weltwirtschaftskrise in dieselbe Frau verlieben, steht dem US-amerikanischen Musical, welches sich ebenfalls Anfang de r1930er Jahre bildete, in Nichts nach.
Die Lieder von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert, interpretiert von den Comedian Harmonists, sind bis heute populär. DIE DREI VON DER TANKSTELLE, der unter großer jüdischer Beteiligung entstand, war einer der kommerziell erfolgreichsten Filme in Erich Pommers Produzentenkarriere und des Weimarer Kinos überhaupt.
Um der Verhaftung zu entgehen, verführt die Diebin „Brillantenelse“ den jungen Polizeiwachtmeister Holk. Dieser lässt die Anzeige prompt fallen, verfällt der schönen Diebin und kommt vom rechten Weg ab.
ASPHALT entführt das Publikum in das elektrisierende Berlin der späten 1920er Jahre. Dieser Höhepunkt der Stummfilmära war eine der Spitzenproduktionen der Ufa, für die Produzent Erich Pommer Europas größte Studiokulissen in den Babelsberger Studios baute, und wurde zum Prototyp des urbanen Kinos.
Filme im Oktober:
In der musikalischen Komödie QUICK stehen Lilian Harvey und Hans Albers zum ersten und letzten Mal gemeinsam vor der Kamera und das hatte wohl auch einen Grund. Tatsächlich schrieb Regisseur Robert Siodmak später in seiner Biografie „Harvey und Albers hatten noch nie zusammengespielt. Während Lilian jeden Morgen pünktlich kurz vor neun fertig war, kam Albers erst in seinem Mercedes tatü-tata und brauchte eineinhalb Stunden, um sich als Clown zu schminken. Beide waren wie Hund und Katz zueinander.“
DER GEIGER VON FLORENZ ist ein, für das Film- und später auch Ehepaar Elisabeth Bergner und Paul Czinner, typischer Genremix. Diese Crossdressing-Komödie beginnt als Kammerspiel und entwickelt sich dann aber zum Roadmovie mit wunderschönen Aufnahmen von der Gegend um den Luganer See und Florenz.
Erich Pommer
Sein Name ist von METROPOLIS über DER LETZTE MANN bis hin zu DER KONGRESS TANZT mit einigen der bedeutendsten Werke des frühen deutschen Films verbunden. In seinen Produktionen traten die großen Stars der Zeit auf – Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann, Conrad Veidt, Lil Dagover, Hans Albers, Werner Krauß, Emil Jannings und Marlene Dietrich.
Im Zuge der NS-Politik der „Arisierung“ des deutschen Films löst die Ufa am 29. März 1933 den Vertrag mit Erich Pommer auf. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere muss er ins Exil.
Er arbeitet in Frankreich, England und als sich die politische Lage in Europa zuspitzt, versucht er in Hollywood Fuß zu fassen. Doch nach einem Herzinfarkt 1941 wird sein Vertrag bei RKO Radio Pictures Inc. nicht verlängert. Er plant mehrere Filme, die nicht produziert werden. Krank und in wirtschaftlicher Not muss er mit seiner Frau in einer Porzellanfabrik arbeiten. 1944 wird er in die USA eingebürgert.
1946 ist Pommer wieder in Deutschland, wo er als oberster Filmoffizier der amerikanischen Militärregierung für die Neuorganisation der deutschen Filmproduktion (Entnazifizierung, Wiederaufbau der Studios, Vergabe von Produktionslizenzen) zuständig ist. Seine Arbeit ist an die politischen Vorgaben der Amerikaner gebunden. Dabei gerät er zwischen die Fronten: Die deutsche Seite hält ihn, den Repräsentanten der Amerikaner, für den „Vater der Dekartellisierung“, der dafür sorgt, dass das deutsche Kino vom internationalen Wettbewerb ausgeschlossen wird; die Amerikaner werfen ihm, dem gebürtigen Deutschen, vor, sich zu stark für die Selbständigkeit der deutschen Filmindustrie zu engagieren und sie zu einem Konkurrenten Hollywoods aufbauen zu wollen.
1949 legt Pommer sein Amt nieder und kehrt in die USA zurück. Seine dortigen Versuche mit einer neu gegründeten Firma, Signature Pictures Corp., die deutsch-amerikanische Filme produzieren soll, schlagen fehl. Anfang der 50er Jahre gründet Pommer in München die Intercontinental Film GmbH, deren erster Film NACHTS AUF DEN STRASSEN unter der Regie von Rudolf Jugert und prominent besetzt mit Hildegard Knef und Hans Albers, den Deutschen Filmpreis 1953 erhält.
1956 erhält der von ihm produzierte Anti-Kriegsfilm KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL unter der Regie von Laszlo Benedek, den Grand-Prix de l'Union de la Critique de Cinéma (UCC) und den Golden Globe der Hollywood Foreign Press Association als bester ausländischer Film. Der Film existiert in zwei Fassungen: Unter dem Druck des Verleihs muss Pommer für den deutschen Markt einem entschärften Schluss zustimmen.
Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen in der BRD wendet sich Pommer 1956 erneut den USA zu und gründet zusammen mit seinem Sohn John die Rossmore Productions. Er verfolgt verschiedene Film- und Fernsehprojekte, kann aber keines mehr realisieren. Am 8. Mai 1966 stirbt Erich Pommer in Los Angeles.
Quelle: filmportal.de
Bild: Quelle Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung