Mady Christians (1900-1951) wird in Wien in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater Rudolf ist Schauspieler, ihre Mutter Bertha gibt ihren Beruf als Opernsängerin nach der Eheschließung auf, um als Gesangs- und Sprachlehrerin zu arbeiten.
Die Familie Christians zieht aufgrund der Engagements des Vaters 1902 zunächst nach Berlin und 1912 nach New York, wo Rudolf das deutschsprachige Irving Place Theatre leitet und Mady dort erste Kinderollen spielt. Nach Kriegseintritt der USA im Jahr 1917 wird das Theater geschlossen. Mady und ihre Mutter kehren nach Berlin zurück, wo Max Reinhardt, ein Freund ihres Vaters, sie für kleine Rollen am Deutschen Theater engagiert und sie eine Schauspielausbildung macht. Sie wechselt zwischen Bühnen- und Filmengagements und tritt in Reinhardts Kabarett Schall und Rauch auf.
1922 arbeitet Mady Christians zum ersten Mal mit Ludwig Berger für seinen Stummfilm EIN GLAS WASSER zusammen. In Berger findet sie den Regisseur, der ihr filmschauspielerisches Talent am besten zu nutzen weiß. Die Operettenverfilmung EIN WALZERTRAUM beschert den beiden 1925 einen großen Erfolg. Christians wird von Herbert Ihering eine „Meisterleistung“ attestiert. Willy Haas sieht in ihr ein „kleines Wunder“ und die „einzig wirkliche ernsthafte Hoffnung für den Schauspielrinnen-Nachwuchs des deutschen Films“ (Film-Kurier, 19.12.1925). Lotte H. Eisner schreibt im Film-Kurier vom 16.04.1929: „Mady Christians darf sich geben, wie sie ist: von damenhaftem Charme erfüllt, in lustiger unsentimentaler Unbefangenheit, ganz ohne Verniedlichung. Ihre Schönheit kommt natürlich heraus, die Kamera fängt ihren rhythmischen Gang auf, die sichere Selbstverständlichkeit ihrer Bewegungen.“
Christians wünscht sich hingegen neben ihren Lustspielen auch dramatische Rollen und „echte, weibliche Figuren mit innerem Leben“, was sich in der Titelrolle des 2-teiligen Historienfilms KÖNIGIN LUISE (1927) unter der von Karl Gruene sowie dem Drehbuch von Ludwig Berger und Max Glass erfüllt. Die 1928 gemeinsam gegründete Länder-Film GmbH in Berlin müssen Berger und Christians nach kurzer Zeit aufgrund erfolgloser Produktionen aufgeben. 1932/33 spielt Christians in großen Ufa-Produktionen wie den Historienfilmen DER SCHWARZE HUSAR und ICH UND DIE KAISERIN neben Conrad Veidt, Lilian Harvey und Heinz Rühmann. 1933 dreht sie mit dem Kriminalfilm SALON DORA GREEN ihren letzten Film in Deutschland und emigriert in die USA.
In Hollywood spielt Christians in Filmen von Howard Hawks, William Wyler, Anatole Litvak und Max Ophüls Charakterrollen, ebenso wie am Theater. Sie steht am Broadway in New York auf der Bühne, führt vermutlich auch Regie, und arbeitet mehrfach mit der prominenten Theaterregisseurin und -produzentin Margaret Webster.
1945 wird Christians Schauspiellehrerin an der Columbia University. Während der McCarthy-Ära setzt das FBI Christians, die Vorstandsmitglied der amerikanischen Bühnengenossenschaft ist, auf die schwarze Liste wegen angeblicher Mitgliedschaft in verschiedenen Organisationen bzw. Verbindungen zur Kommunistischen Partei. Diese Anschuldigungen beeinträchtigten ihre bis dahin gut laufende Karriere. Starken staatlichen Repressalien ausgesetzt stirbt Mady Christians 1951 an einer Hirnblutung in ihrem Haus in Connecticut.
Zu ihrem 125. Geburtstag zeigen wir die frisch digital restaurierte Fassung des Historienfilms DER SCHWARZE HUSAR (Regie: Gerhard Lamprecht, DE 1932) mit Conrad Veidt.
Bild: Quelle DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum