Die digitale Restaurierung wurde ermöglicht durch die Unterstützung von Bertelsmann als Hauptsponsor sowie mit Mitteln aus der Digitalisierungsoffensive der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Fördervereins „Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V.“.
Die Präsentation fand am 25. August 2021
bei den UFA Filmnächten in Berlin statt.
Für diese Weltpremiere sowie spätere Auswertungen in TV, Kino, DVD und Blu-ray entstand eine neue Filmmusik unter Leitung von Tobias Schwencke i. A. von ZDF/ARTE, Musikverlag 2eleven edition musiQ. Die Einspielung erfolgte durch das ensemble KONTRASTE.
Zum Film
Der gerade zum Sergeanten beförderte Dragoner José verliebt sich auf seinem Posten in Sevilla in die bei einem Aufstand verhaftete Zigarettenarbeiterin Carmen. Er verhilft ihr zur Flucht und landet deswegen selbst im Gefängnis. Als er seine Strafe abgesessen hat, begegnet er der heißblütigen jungen Frau wieder – diesmal als Tänzerin bei einem Fest. Er verfällt ihr zusehends, sie jedoch nimmt es mit der Treue nicht allzu genau und verführt reihenweise Männer zu ihrem Vorteil. Beim Duell mit einem Nebenbuhler wird José zum Mörder. Er verliert seinen Posten und seine Braut und schließt sich Carmens Schmugglerbande an. Die ist schon bald von ihm gelangweilt und reist nach Gibraltar, wo sie mit dem Matador Escamillo anbandelt. Doch auch für Carmen wird das Spiel mit dem Feuer nicht gut ausgehen…
Zur Restaurierung
Grundlage für die digitale Restaurierung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung 2018 war ein unvollständiges schwarz-weiß Archiv-Duplikat aus dem ehemaligen Bestand des Staatlichen Filmarchivs der DDR. Ein weiteres gekürztes schwarz-weiß Duplikat westlicher Herstellung aus den 1970er-Jahren mit deutschen Zwischentiteln diente als Ergänzung für veränderte oder fehlende Einstellungen. Beide Materialien sind heute im Bundesarchiv-Filmarchiv eingelagert.
Zusammen mit zeitgenössischen Nitrat-Kopienfragmenten aus der Deutschen Kinemathek wurden diese zwei Materialien bei L´Immagine Ritrovata, in Bologna, in 4K digitalisiert und zu einer weitgehend vollständigen Fassung miteinander kombiniert.
Alle Materialien weisen sehr auffällige Abnutzungsspuren auf – sowohl physischer als auch einkopierter Art (Laufschrammen, Risse, Flecken und Schmutz), die dank der wertvollen Arbeit in Bologna auf Basis eines detaillierten Retuscheplans weitestgehend korrigiert werden konnten. In diesem Sinne wurde besonders Sorge dafür getragen, die Auswirkungen der Zeit von denen zu unterscheiden, die auf die frühen Herstellungstechniken des Films zurückzuführen sind.
Die zeitgenössischen viragierten Kopienfragmente dienten als Referenz für die Färbungen der schwarz-weißen Materialien, sowie als Grundlage für den Farbplan, welcher jedoch überwiegend spekulativ bleibt.
Die 45 fehlenden Zwischentitel wurden auf Grundlage der im Archiv-Duplikat enthaltenen Blitztitel digital rekonstruiert. Bei Stellen ohne grafische Vorlagen dienten die handschriftlichen Notizen im DDR Duplikat als wertvolle Vorlage, da vom Film keine Zensurkarte vorhanden ist. Diese Notizen wurden in ähnlicher Schrift digital nachgesetzt und in der Restaurierung mit FWMS gekennzeichnet.
Die neue Fassung feierte am 27. September 2021 (23:30 Uhr) ihre TV-Erstausstrahlung auf ARTE.
Links: nach der Retusche und der Lichtbestimmung |
Rechts: Rohscan (Flecken, Dreck, Klebestellen, Instabilität, Rucker)
Unterschiedliche Fehlframes aus verschiedenen Materialien im Vergleich.
Hauptförderer der Restaurierung / Mehr im Themen-Special hier.
Broschüre zur Premiere (PDF deutsch)
Hier geht´s zum Making-Of.
Im Gespräch mit Dr. Helen Müller, Bertelsmann