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Film

Fördermittel für die Digitalisierung von Vorbehaltsfilmen

Wiesbaden (Dezember 2018): Ein wichtiges Aufgabenfeld der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung ist der verantwortungsvolle Umgang mit den Propagandafilmen der gleichgeschalteten und verstaatlichten Filmwirtschaft der NS-Zeit. Von den nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch die alliierten Militärbehörden verbotenen Spielfilmproduktionen werden noch gut vierzig Filme aus dem Bestand der Stiftung als sogenannte Vorbehaltsfilme klassifiziert. Darunter fallen die Propagandafilme, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch, antisemitisch oder volksverhetzend ist und die deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben werden.

Als Teil des nationalen Filmerbes sind auch diese Filme aufgrund der beinahe vollständigen Digitalisierung der Abspielstätten davon bedroht, von Leinwänden und Bildschirmen und damit aus dem Bewusstsein unserer Gesellschaft zu verschwinden, wenn sie nicht digitalisiert werden. Die Vorbehaltsfilme stellen in ihrem intrinsischen Wert, einerseits als Zeitdokument der Schrecken des NS-Regimes, andererseits aber auch als Beispiel für die manipulative Massenwirkung des Mediums Film, einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung und zur Vermittlung von Medienkompetenz dar.

2018 erhielt die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst erstmals Fördergelder für die Digitalisierung von vier dieser sogenannten Vorbehaltsfilme. HITLERJUNGE QUEX (DE 1933, Regie: Hans Steinhoff) und KOPF HOCH, JOHANNES! (DE 1941, Regie: Viktor de Kowa) sind zwei der sehr wenigen Filme, die sich dezidiert an Jugendliche im NS-Staat wandten und das nationalpolitische Erziehungsideal propagierten. Der mit dem NS-Prädikat „Film der Nation“ ausgezeichnete OHM KRÜGER (DE 1941, Regie: Hans Steinhoff) diente 1940/41 der NS-Regierung zur politischen Mobilmachung gegen den Kriegsgegner Großbritannien. Mit JUD SÜSS (DE 1942, Regie: Veit Harlan) wird außerdem einer der wohl berüchtigtsten antisemitischen Hetzfilme bearbeitet.

Nach Abschluss der Bearbeitung stehen die Filme als verschlüsselte DCPs und BluRays für Kinoseminare für schulische, wissenschaftliche und dokumentarische Zwecke zur Sichtung zur Verfügung. Die vielfältigen und jederzeit möglichen bundesweiten öffentlichen Aufführungen in Kinos, Universitäten, Schulen etc. sind wie bisher eingebunden in einen einführenden Vortrag und eine anschließende Diskussion.

Mit freundlicher Unterstützung des

Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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