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METROPOLIS mit Live-Musik von Trioglyzerin

Foto oben: METROPOLIS © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

 

B3 Biennale des bewegten Bildes 2019

Im Rahmen der Parcours-Veranstaltungsreihe zur B3 Biennale des bewegten Bildes 2019 präsentiert die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung drei ästhetisch und inhaltlich höchst unterschiedliche Klassiker des deutschen Stummfilms aus dem Stiftungsbestand jeweils in einer Vorstellung mit Live-Musik und Einführung im Murnau-Filmtheater in Wiesbaden.
Verschiedene Musiker aus unterschiedlichen Genres werden die Vorführung live im Kinosaal begleiten. Vor der Filmvorführung werden die Filme durch versierte Referenten in den Kontext des Leitthemas der B3 „REALITIES“ gestellt.

Das Medium Film im Kontext der B3 „REALITIES“ -  Realität/en im Weimarer Kino

„Je realistischer die Sinneseindrücke im Kino sind, umso größer die Faszination. Das Kino verdankt seinen Erfolg von Anfang an dieser Realitätsnähe, die uns aufregt und zugleich unversehrt lässt.“ (Edgar Reitz)

Realität/en sind von Anbeginn des Films ein zentrales Thema – sowohl inhaltlich als auch in der Form oder dem Dispositiv Kino. Der Gründungsmythos des Kinos bezieht sich ebenfalls darauf. Am 28. Dezember 1895 fand die erste Filmvorführung der Gebrüder Lumière statt und im Folgejahr sollen sie den Film „Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“ in einem Café aufgeführt haben. Die Legende zu dieser Premiere besagt bis heute, dass der Abend damit endete, dass die Zuschauer das Café aus Panik fluchtartig verließen. Sie glaubten, der Zug werde sie gleich überfahren. Doch der Überraschungseffekt dürfte vielmehr in der Attraktion des neuen Mediums selbst gelegen haben: „Was das Publikum der Lumières erlebte, war nicht die Furcht vor einem realen Zug, sondern der Schrecken angesichts eines offensichtlich irrealen und zugleich doch erstaunlich realistischen Abbilds.“ (Johannes Binotto).
Als die Weimarer Republik ausgerufen wurde, war die erste Filmvorführung der Brüder Lumière noch kein Vierteljahrhundert her. Langsam entwickelte sich das junge Medium zu einer Kunstform und gerade das Weimarer Kino hatte großen Anteil daran. Durch die Filmschaffenden in den 1910er und 1920er Jahren (Avantgarde/Expressionismus) wurde der Film zur eigenständigen Form künstlerischen Ausdrucks bzw. in Anlehnung an Hegels „Vorlesungen über Ästhetik“ (1835-38) zur „siebten Kunst“ erhoben. Natürlich kann es sich bei Kunst aber auch immer nur um ein Abbild der Realität handeln. Dies wussten auch schon die Kinobesucher des beginnenden 20. Jahrhunderts. Und oft war das Kino auch der Ort, um dem eignen Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Die Faszination für das neue Medium, Erkenntnisgewinn, aber auch das Erleben von „Angstlust“, Voyeurismus und natürlich Unterhaltung führte die Menschen ins Kino.
Filmschaffende wie Ernst Lubitsch, F. W. Murnau oder Fritz Lang waren Pioniere auf ihrem Gebiet und verarbeiteten sowohl direkte gesellschaftliche Einflüsse, wie beispielsweise den Ersten Weltkrieg und seine Folgen, die Herausbildung einer neuen Gesellschaftsordnung oder nutzen die spezifischen Eigenschaften des neuen Mediums, um über die eigene Wirklichkeit hinaus eigene Welten oder Zukunftsvisionen zu erschaffen.


METROPOLIS mit Live-Musik von Trioglyzerin

Fritz Lang schuf mit METROPOLIS einen der aufwändigsten Filme der Stummfilmzeit und den ersten abendfüllenden Science-Fiction-Film, dessen Ausstattung, Tricktechnik und Spezialeffekte bis heute Vertreter des Genres inspirieren. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und den revolutionären Unruhen lässt der Regisseur mit seinem Film die industrielle Moderne in einer dystopische Zukunftsversion münden. Eine von Technik dominierte Realität, in welcher der freie Mensch zum Diener seiner eigenen Erfindungen degradiert wird, mag für die meisten zeitgenössischen Kinobesucher befremdlich gewirkt haben, ist von unser heutigen Realität jedoch nicht mehr sonderlich weit entfernt.

 

Zu den Musikern
Unter dem Namen Trioglyzerin haben sich drei Musiker zusammengefunden, um die Kinoatmosphäre von damals nicht nur wieder erlebbar zu machen, sondern durch die Verwendung moderner Klangmittel stilistisch zu erweitern. Klavier (Ulrich van der Schoor), Cello (Kristoff Becker) und Oboe (Tobias Becker) stellen den Bezug zur Tradition dar. Zusätzlich kommen Synthesizer zum Einsatz, um durch Geräusch- und Toncollagen eine größere Klangvielfalt zu erreichen. Die Komposition spielt bei der Vertonung eine ebenso wichtige Rolle wie die Improvisation, die der Unmittelbarkeit der Live-Begegnung Nachdruck verleiht. Trioglyzerin hat sich mittlerweile durch zahlreiche Auftritte im In- und Ausland einen Namen gemacht.
Die langjährige Erfahrung der Musiker mit den verschiedensten Spielarten der Musik trägt dazu bei, dass jeder einzelne Film seine eigene, treffende musikalische Illustration erhält.

Trioglycerin

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der B3 Biennale des bewegten Bildes statt.
Unterstützt wird das Projekt durch den Kulturfond Frankfurt RheinMain.

Logo B3

          Logo Kulturfonds Frankfurt RheinMain

 

 

Freitag, 8. November 2019 um 19.00 Uhr
METROPOLIS mit Live-Musik von Trioglyzerin

Regie: Fritz Lang, DE 1925/26, 149 min, DCP, FSK: ab 6, mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich
Uraufführung am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo

Einführung: Filmwissenschaftler Arndt Klingelhöfer
Eintritt: 12 Euro / 11 Euro ermäßigt


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