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DIE GROSSE CHANCE

Jazz-Musik trifft Neckar-Idylle. Die Heidelberger Jugend findet sich regelmäßig im Jazz-Club ein, den die Studenten Walter und Manfred mit ihrer Band ins Leben gerufen haben. Doch viel Zeit bleibt kaum, denn im Gegensatz zum wohlhabenden Manfred arbeitet Walter nebenbei bei einer Tankstelle um sein Studium zu finanzieren. Als dort eine Blondine im Cabrio davon fährt ohne zu bezahlen, droht Walter seinen Job zu verlieren. Zudem sehen die Eltern das „wilde Treiben“ ihrer Kinder gar nicht gern und so versuchen die Jugendlichen unter der Anleitung eines musikkundigen Kaplans die elterlichen Vorurteile abzubauen.

Das populärste Genre des bundesdeutschen Kinos der 1950er war das des Schlagerfilms, oszillierend zwischen kleinbürgerlicher Beschaulichkeit und in konforme Melodien gehüllter Sehnsucht nach Freiheit. Unter der konfektionierten Oberfläche von DIE GROSSE CHANCE zeichnen sich dennoch die Konflikte der Nachfolgegeneration der NS-Täter und -Mitläufer ab: Der junge Maschinenbau-Student, dessen Herz für amerikanische Jazzmusik schlägt und der deshalb mit dem autoritären Vater aneinandergerät,  die Liebesbeziehungen der Protagonisten über ihre Klassengrenzen hinaus sowie der betont moderne Kaplan, der die Bedürfnisse der Jugendlichen ernst nimmt. Nebenbei ist DIE GROSSE CHANCE der erste Freddy Quinn-Film – wenn auch dem späteren Superstar nur eine Nebenrolle zugesprochen wird, die aber einen bewussten Gegenentwurf zum spießbürgerlichen Leben bietet.

Bild: Quelle Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

95. Geburtstag Walter Giller
DIE GROSSE CHANCE
Regie: Hans Quest, DE 1957, 99 min, DCP, FSK: ab 12, mit Walter Giller, Michael Cramer, Wera Frydtberg


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